Es ist nun schon sehr lang her, dass ich etwas neues verfasst habe und es ist unglaublich viel passiert in der Zwischenzeit.
Vor allen Dingen habe ich nebst dem, was tatsächlich faktisch passiert ist, sehr viele Dinge einsehen müssen. Nachdem das Leben nach der Entwertung einiger Geldscheine weiterlief, die Kosten für häufigere Kontoabhebungen durchs Dach gingen und auch ganz allgemein einiges schief lief, war doch alles soweit nur überschattet von einer Frage, die mich schon lang beschäftigt hat, aber hier in den Weiten des Internetzes noch keinen passenden Rahmen hatte; Henryk war schon recht zu Beginn seines Dienstantrittes in tiefen Überlegungen und Gedanken versunken, da das Projekt ihm hier nicht das zu geben schien, was er sich vorgestellt hatte. Das hatte zur Folge, dass ich ständig im Projekt arbeitete und lebte, mit dem Wissen, dass mein Co-Volontär unter Umständen nicht mehr allzu lang da sein würde. Das war ein seltsames Gefühl da ich mir bisweilen nicht so ganz sicher war, wie sehr er im Kopf noch in Indien war, welches er in Teilen nicht sehr zu schätzen schien. Das kann ich alles in allem sehr gut verstehen, da unser Leben unter den hiesigen Umständen durchaus Aspekte bietet, die uns und mir das Leben nicht unbedingt leichter machten. Ich habe Beispielsweise eine Maus (Manfred), die unter meinem Kühlschrank lebt. Dort ist sie hingezogen, so meine Theorie, nachdem sie sich mit ihrem Untermieter im Bad- der Kakerlake Karl- nicht mehr so gut Verstand. Kleinigkeiten wie diese läppern sich zu einer ganz schönen Packung, die nebst den nächtlichen Rufen des Muezzins, dem hohen und belastenden Arbeitspensum und natürlich auch unseren größeren oder kleineren persönlichen Dämonen einen ziemlich unangenehmen Mix ergeben, der, wenn auf leeren Magen eingenommen zu schweren Magenverstimmungen und "Wegweh" führen kann. Das war dann wohl auch der Mix, der dazu geführt haben mag, dass Henryk sich zu einem Abbruch entschied und leider das Projekt verließ- nicht aber ohne zuvor noch mit mir einen Trip nach Nepal zu machen.
1 Comment
TestsituationenNachdem seit ich hier bin schon viel passiert ist, die Schule langsam eine festere Struktur bekommt und Henryk und ich unter der Anleitung unseres deutschen Superiors versuchen vieles Umzusetzen um den Unterricht besser zu machen, haben wir nun einen grossen Durchbruch geschafft. Das erste mal seit langem haben wir den Plan, der zumindest, was das Fach Englisch anbelangt schon umgesetzt ist, einen zentralen Test für alle Schüler, in verschiedenen Schwierigkeitsstufen, zu schreiben. Dieser Test soll uns dabei helfen die Schüler nach ihrem Können in Klassen einzustufen und Talente besonders zu fördern. Einige, glücklicherweise durch die Bank positive Überraschungen haben uns beim korrigieren des ersten Tests erwartet. So haben einige Kinder unglaublich gut abgeschnitten, was uns dazu veranlasst hat die Planung einer höheren Klasse in Angriff zu nehmen, doch wie wir wissen sind manche Erfolge auch bitter. Manche der Versuche vieles umzusetzen, von dem wir träumen geht nicht so voran wie wir uns dies wünschen. Dies ist frustrierend und emotional sehr anstrengend. Um das zu verarbeiten und um zugleich die Erfolge der vergangenen Woche zu feiern gingen wir gestern Essen. Zwar endet dieses Essen in einem Desaster, was unsere Finanzen anbelangt, aber dazu weiter unten mehr. Die indische Rupie und ich.Gestern, am 8.11.16 gingen Henryk, mein Co-Volontär und ich gehen um eine recht erfolgreiche Woche zu feiern in ein Restaurant. Die Banknoten, die in Indien am häufigsten benutzt werden sind 10₹, 20₹, 50₹, 100₹, 500₹ und 1000₹. Mit Letzteren bezahle ich noch das Essen, welches umgerechnet etwa 30€, also einem sehr gehobenen Essen entspricht. Einige Stunden zuvor war ich noch das Geld am Automaten abholen, zuhause habe ich noch einige weitere tausend Rupien, Erspartes, was ich für grössere Besorgungen und Ähnliches noch habe, rumliegen. Als wir auf dem Weg nach Hause in unserer Strasse in das kleine Geschäft gegenüber gehen schaut mich der Ladenbesitzer- es ist mittlerweile viertel vor zwölf abends- ganz entgeistert an, als ich versuche mit einem 500₹ Schein zu bezahlen; "Habt ihr es nicht gehört? Der Premier Modi hat heute eine Rede gehalten, in der er mit Wirksamkeit ab Mitternacht zum 9.11.16 alle 500₹ und 1000₹ Scheine für ungültig erklärt hat?" Wir sind vollkommen perplex und bezahlen den Guten mit 100₹ Scheinen, doch leider haben wir davon nicht viele, denn wenn wir grössere Summen vom Bankautomaten abheben, so bekommen wir fast immer 500₹ Noten.
"Banks will be closed tomorrow. It will cause some hardship to you....Let us ignore these hardships... In country's history, there comes a moment when people will want to participate in the nation building and reconstruction. Very few such moments come in life," Quelle: http://economictimes.indiatimes.com/articleshow/55315932.cms?utm_source=contentofinterest&utm_medium=text&utm_campaign=cppst Diese Massnahme wurde also von jetzt auf gleich implementiert um Schwarzgeld zu entwerten, welches bevorzugt in größeren Scheinen unter der berüchtigten Matratze von Steuerzahlungsunwilligen und kriminellen liegen soll. Tatsächlich trifft diese Massnahme vor allen Dingen in den ersten Tagen nach Implementierung die Armen und Unterprivilegierten. Diese Aussage lässt sich leicht untermauern: Menschen ohne Bankkonto können die Banknoten, die unter diese Restriktion fallen nicht in ein Konto einzahlen, was bis auf Weiteres noch möglich sein wird. Diese Menschen sind häufig Personen, die keine Voter ID, keine offiziellen Papiere haben und nun ist das einzig wertvolle Papier, welches sie besitzen, um Saatgut, Essen oder andere Essentielle Dinge zu kaufen "just worthless pieces of paper." Diese Cholateralschäden scheinen mir extrem hoch. Natürlich ist ein entschiedener Kampf gegen Falschgeld und Korruption sehr Wünschenswert, doch es stellt sich die Frage, ob der Zweck die Mittel heiligt. Remember, Remember |